Hautarzt-Praxis
Dr. med. Michael Schnicke

Dermatologe

Geröteter Oberkörper einer Patientin Abb. 1 akutes UV-Erythem nach UV-B-Überdosierung im Solarium

Schädel eines älteren Patienten von oben fotografiert Abb. 2 Übergang von aktinischen Keratosen in Plattenepithelkarzinome

gerötetes, fleckiges Gesicht einer Patientin Abb. 3 Phototoxische Reaktion nach Diuretikum Furosemid

rechter Oberarm eines Patienten ist an der Innenseite mit zahlreichen Blasen bedeckt Abb. 4 Blasiger Sonnenbrand nach Johanniskraut

Malum perforans Abb. 5 Verschlechterung eines Lupus erythematodes nach UV-Exposition

Sonnenschutz

Richtiger Schutz mit Hut, Hemd, Hose, Hautcreme

Wo ein Araber sich verhüllt, laufen wir in Badehose rum. Angesichts des dramatischen Anstiegs UV-induzierter Lichtschäden ist die Aufklärung unserer Patienten über die individuellen Risiken ein gesundheitspolitisches Muss. Das Hautkrebsrisiko verdoppelt sich alle zehn Jahre, so dass zuverlässiger Sonnenschutz immer wichtiger wird.

UV-induzierter Hautkrebs ist der häufigste Tumor des Menschen, den statistisch etwa jeden Siebten in seinem Leben ereilt. Dabei wird das Sonnenlicht heute als komplettes Karzinogen angesehen, das durch seine UV-Strahlung Mutationen in der DNS hervorruft und zudem noch immunsuppressive Effekte besitzt.

Die vornehme Blässe war einmal. Heute steht „Braunsein" für Fitness, Erfolg und Vitalität. Zusätzlich ist „gesunde Bräune" in Solarien an jeder Ecke teilweise als Sonderangebot und mit üblen Folgen (Abb. 1) erhältlich. Das Bundesamt für Strahlenschutz erwägt ein Solariumverbot für Minderjährige, da die Sonnenstudiobetreiber ihre freiwillige Kontrolle vernachlässigen. Ein Viertel unserer Teenager geht regelmäßig ins Sonnenstudio! Jugendliche selbst begreifen die Gefahr oft nicht.

Die Haut vergisst nicht

Sonnenlicht schafft Wohlgefühl, spendet Wärme und vertreibt Depressionen. Die Akne wird besser, die Kopfschuppen lassen nach, auch die Neurodermitis und die Schuppenflechte heilen.

Dennoch sind wir rund 3400 Hautärzte oft in der Miesmacher-Rolle und müssen vor den UV-Schäden warnen. Unsere Haut registriert jedes Lichtquant und vergisst nichts. Was von einem dunklen Hauttyp noch toleriert wird, ist für den Typ-1 bereits schädlich (Tab. 1 siehe unten). Dieser helläugige, rothaarige, „keltische" Hauttyp ist stark gefährdet. Die Erythemschwelle ist aber auch abhängig von der geographischen Breite. Während Sie sich in Dubai in zehn Minuten verbrennen können, müssen Sie in Oslo schon einmal 100 Minuten warten.

A, B, C - welche Wirkung hat welche Strahlung?

Während die UV-C-Strahlung kaum in die Stratosphäre eindringt, erreicht die UV-B-Strahlung die Epidermis-Oberfläche. UV-A dringt bis in die tiefe Dermis ein, Infrarot sogar bis in die Unterhaut. Die auffälligste Eigenschaft von UV-A-Licht ist die Sofortpigmentierung, wogegen die Überdosierung von UV-B-Strahlen den schmerzhaften Sonnenbrand erzeugt. Beide jedoch sind verantwortlich für Hautalterung und Photokarzinogenese. Entscheidend für die Hautkrebsentstehung ist dabei die Addition der „Lebenszeit-Strahlendosis".

Besonders gefährdet sind die Hauptsonnenterassen: chronisch sonnenexponierte Hautareale, wie Kopf, Handrücken und Unterarme. Hier entstehen auch die meisten Karzinome, aus ihren Vorläufern, den aktinischen Keratosen (Abb. 2).

Treffen Sonnenstrahlen auf photosensibilisierende Substanzen, kann es zur phototoxischen Reaktion kommen. Diese Substanzen können entweder auf die Haut aufgetragen (z.B. Psoralenlösung) oder systemisch verabreicht werden (z.B. Sulfonamid oder Furosemid, Abb. 3). Außerdem kann die UV-Strahlung eine Verschlechterung anderer Hauterkrankungen bewirken, wie z.B. bei einer Patientin mit Lupus erythematodes (Abb. 5).

Der richtige Schutz

Der Lichtschutzfaktor (LSF) ist der Faktor, um den sich ein Sonnenaufenthalt verlängert, bevor eine Hautrötung auftritt. Er ist einheitlich für Europa geregelt. Der von der Industrie angegebene Wert ist in der Praxis aber deutlich niedriger, weil Laborbedingungen mit der Realität nicht korrelieren. Auch werden von Sonnenanbetern vor allem Stirn, Kopfhaut, Nasenrücken, Ohren und Lippen oft nur mangelhaft geschützt. Zudem wird der UV-Schutz durch Schweiß, Bewegung, Wasser und Textilien zu schnell von der Haut entfernt.

UV-Schutz durch Kleidung ist abhängig vom Stoff. Je dichter und je dunkler, desto besser. Moderne Gewebe (Elastomere und Polyamide) bieten trotz geringer Dicke und geringem Eigengewicht besseren UV-Schutz als die herkömmliche Baumwolle.

Schon wenige Regeln helfen der Haut

  • Keine Sonnenexposition zwischen 12 und 15 Uhr
  • Sonnenschutzmittel bei erhöhter Abnutzung wiederholt auftragen (zweimal Faktor 25 ist nicht Faktor 50!)
  • Auch Selbstbräuner schützen nicht vor UV-Einstrahlung

Unseren Kindern gilt die höchste Aufmerksamkeit. Unter zwei Jahren müssen sie gänzlich vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden, auch im Kinderwagen; danach müssen sie sogar im Halbschatten einen hohen Lichtschutzfaktor mit physikalischem Filter benutzen. Kinder sind häufiger im Freien und erhalten leicht die doppelte UV-Dosis. Gerade in den zwei ersten Lebensdekaden führen wiederholte Sonnenbrände zu einem erhöhten Hautkarzinomrisiko. Den Eltern sage ich, dass sie nicht nur ihre Obhutspflicht verletzen, sondern Körperverletzung durch Unterlassen begehen. Eine Merkhilfe ist die H-Regel: Hut - Hemd- Hose - Hautcreme - Hoher Faktor - Halbschatten

So löschen Sie die Sonnenbrände

Schwere Sonnenbrände mit Blasenbildung (Abb. 4) gehören in stationäre Behandlung. Erytheme der Stufe 1-2 behandle ich mit starken Kortisonpräparaten, z.B. Advantan® Milch oder Triamcinolon acet. 0,25 in ungt. emuls.aquos. ad 250,0 ohne Konservierungsstoffe. Zusätzliche Kühlung schaffen feuchte Umschläge oder Cold-Packs, gegebenenfalls verordne ich noch orale Kortikoide 50 mg langsam absteigend. Bei starken Schmerzen helfen ASS oder Indometacin.

Immer verfügbar habe ich zum UV-Schutz den Anthelios LSF 50+ Stick 3 ml und als Allround-Präparat das Ladival® Spray LSF 20 ohne Weißeffekt.

Tabelle 1:   Hauttypen (Mitteleuropäer)
Haut-Typ Häufigkeit Haarfarbe Reaktion auf UV-Licht individ. UV-Toleranz (ca.) UV-Schutzklasse
Typ-1 2 % rötlich immer Erytheme
nie Bräune
10 Minuten 50+ sehr hoch
Typ-2 12 % blond häufig Erytheme
wenig Bräune
20 Minuten 30 hoch
Typ-3 78 % braun selten Rötung
mäßige Bräunung
30 Minuten 20 mittel
Typ-4 8 % schwarz niemals Rötung
gute Bräunung
40 Minuten 10 Basis

Kompakt

UV-Schutz per Ernährung - geht das?

Da UV-Strahlen Radikale freisetzen, werden Antioxidanzien drastisch verbraucht. Ascorbinsäure, Vitamin E, Karotine und Lycopine steuern dagegen. Extern sind sie sinnlos, da sie nicht die gefährdeten Zellen der Epidermis in der Tiefe erreichen. Ähnlich wirken auch die pflanzlichen Polyphenole oder Flavonoide in grünem und schwarzem Tee und rotem Traubensaft. An der UV-Schutzpille wird gearbeitet, es bleibt aber noch ein langer Weg.

Chemie vs. Physik: 2 Arten von UV-Filtern

Chemischen Filter absorbieren die kurzwellige UV-Strahlung und wandeln sie in langwellige, energiearme Strahlung um. Infolge Resorption können sie photoallergisch reagieren oder Kontaktekzeme auslösen. Dagegen sind physikalische Filter mineralische Pigmente (zum Beispiel Titandioxid und Zinkoxid), die das Licht streuen und reflektieren und dadurch den „Weißeffekt" besitzen mit einer schlechteren kosmetischen Akzeptanz. Ihre Partikelgröße penetriert nicht die Epidermis, so dass es seltenst zu Unverträglichkeitsreaktionen kommt, was bei Kinderprodukten sehr geschätzt wird.

Nicht nur Gutes kommt von oben

Die natürliche Quelle der UV-Strahlung, die durch die Erdatmosphäre mit ihrer Ozonschicht, Kohlendioxid und Luftverschmutzung verändert wird, heißt Globalstrahlung. Büroarbeiter holen sich 70% ihrer jährlichen UV-Dosis im Urlaub und an Sommerwochenenden. Mit der zunehmenden Verdünnung der Ozonschicht verstärkt sich auch proportional die UV-Belastung. Durch Wind und Wasser entfällt zudem das Warnsignal "Heiß".

Ihr